Fragen & Antworten zur Abschaltung des Kernkraftwerks Isar 2 am 15. April 2023
Fragen und Antworten
Der letzte Betriebstag wird größtenteils wie jeder andere letzte Betriebstag vor der Abschaltung (z.B. anlässlich einer Revision) verlaufen. Die Schichtmannschaft wird die üblichen Prozeduren und Prüfungen vornehmen, die vor einer Abschaltung des Kraftwerks vorgesehen und im Betriebshandbuch festgelegt sind.
Am 15. April ab ca. 22 Uhr beginnt der Abschaltprozess der Anlage – die Leistung wird dann stufenweise abgesenkt. Bei einer Reaktorleistung von ca. 30 % wird bereits kein Strom mehr ins Höchstspannungsnetz eingespeist, und es erfolgt eine automatische Trennung des Generators vom Stromnetz. Danach wird die Kernspaltung im Reaktor gestoppt. In den darauffolgenden Stunden wird der Reaktor weiter heruntergekühlt. Die Stromversorgung der Anlage erfolgt dann von außen über das Stromnetz, wie bei jedem anderen Industriebetrieb auch.
Wir werden nach der Abschaltung der Anlage mit Wartungsarbeiten beginnen und Prüfungen durchführen. Voraussichtlich bis Mitte des Jahres werden die 193 Brennelemente, die derzeit im Reaktor sind, in das Lagerbecken gestellt. Der Rückbau selbst kann erst nach Erteilung der hierfür erforderlichen Genehmigung beginnen. Diese erwarten wir Ende dieses Jahres. Bis dahin werden die Voraussetzungen für den Rückbau der Anlage geschaffen. Da sich noch Brennelemente innerhalb des Kraftwerks befinden, müssen alle für diesen Betriebszustand relevanten Systeme und Komponenten gemäß den betrieblichen Bestimmungen gewartet, instandgehalten und wiederkehrend geprüft werden. Nicht benötigte Systeme werden wir abschalten.
Siehe auch: Wie geht Rückbau (preussenelektra.de)
Abbau von innen nach außen
Zu Beginn des Rückbaus konzentrieren sich alle Rückbauarbeiten auf Anlagenteile im Kontrollbereich. Dabei werden radioaktiv belastete Anlagenteile möglichst frühzeitig abgebaut.
- Es werden ausschließlich Systeme, Einrichtungen und Anlagenteile mit den zugehörigen Versorgungseinrichtungen abgebaut, die nicht mehr für den Restbetrieb benötigt werden.
- Zeitgleich errichten wir ein Reststoffbehandlungszentrum innerhalb des Kontrollbereichs.
- Danach geht es zum Herzstück des Kraftwerks: dem Reaktordruckbehälter. Die im Behälter befindlichen Einbauten werden zerlegt und verpackt, anschließend der Reaktordruckbehälter selbst.
- Daran schließen sich benachbarte Systeme an. Dies sind beispielsweise die vier Dampferzeuger, der Druckhalter, der Abblasetank und die vier Hauptkühlmittelpumpen. Auch die Rohrleitungen und Komponenten z.B. das Speisewassersystem und die Frischdampfleitungen können dann abgebaut werden.
Abbruch von Gebäuden als letzter Rückbauschritt
- Sobald der Reaktordruckbehälter entfernt ist, kann der ihn umgebende biologische Schild zerlegt werden.
- Die Räume im Kontrollbereich werden Schritt für Schritt freigeräumt. Danach werden die Gebäude auf Kontamination überprüft und gegebenenfalls dekontaminiert. Nachdem Raumbereiche freigemessen wurden, wird der Zugang gegen Wiederbetreten abgesichert, so dass es zu keiner erneuten Kontamination kommen kann.
- Nach der Dekontamination ist sichergestellt, dass alle Gebäudeteile nachweislich frei von radioaktiv kontaminierten Bauteilen oder Materialien sind. Danach kann das Gelände aus der atomrechtlichen Überwachung entlassen werden.
Ziel der PreussenElektra ist es, die Kernkraftwerke schnell und möglichst effizient zurückzubauen. Dafür wurde eine flottenbezogene Rückbauplanung über alle Anlagen aufgesetzt, die die Erfahrungen aus dem bereits weit fortgeschrittenen Rückbau der Anlagen Stade und Würgassen berücksichtigt.
Der Rückbau lässt sich in folgende grundsätzliche Schritte untergliedern:
- Nach Abschaltung der Anlage - gemäß den Vorgaben des Atomgesetzes beginnt die 1-3-jährige Phase des Nachbetriebes, die durch rückbauvorbereitende Tätigkeiten und die Entsorgung von Brennelementen geprägt ist. Ein wesentlicher Meilenstein ist dabei die Brennstofffreiheit der Kernkraftwerke, die PreussenElektra bereits für die Anlagen KKI1, Unterweser, und Grafenrheinfeld erreichen konnte.
- Nach dem Erhalt der Stilllegungs- und Abbaugenehmigung wird mit dem eigentlichen nuklearen Rückbau begonnen, der bis zu 15 Jahre dauert.
- An diesen schließt sich der konventionelle Abbau der Anlage an. Der Abbau aller von PreussenElektra betriebenen Kernkraftwerke ist bis etwa zum Jahr 2040 vorgesehen.
Zu Beginn des Rückbaus setzen wir auf das Wissen und die Erfahrung unserer rund 450 eigenen Beschäftigen und der am Standort KKI tätigen Fachfirmen. Mit fortschreitendem Rückbau wird der Anteil des Eigenpersonals schrittweise sinken. Gleichzeitig wird der Anteil der am Standort tätigen Fachfirmen steigen, so dass sich die Größenordnung des dauerhaft am Standort beschäftigten Personals (also inklusive der Dienstleister) in den nächsten Jahren nur unwesentlich verändern wird.
Wir benötigen für die Planung, Steuerung und Überwachung der notwendigen Tätigkeiten die Kompetenz und die Erfahrung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rückbau. Daher hat PreussenElektra ein Konzept entwickelt, das die größtmögliche Absicherung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vordergrund stellt und für diese eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2029 garantiert.
Darauf aufbauend existiert eine Interessensausgleichsvereinbarung mit den Betriebsräten und damit ein verbindlicher Fahrplan, wie die unweigerlich mit dem Rückbau einhergehenden Personalanpassungsmaßnahmen sozialverträglich umgesetzt werden können. Entlang dieses Plans wird sich die Personalstruktur im KKI schrittweise – parallel zum Rückbaufortschritt – verändern. Mittelfristig werden weniger als die Hälfte des Personalstands einer Leistungsbetriebsanlage benötigt.
Für die Stilllegung (dies umfasst die Nachbetriebsphase, den Abbau der Anlage, und die fachgerechte Verpackung (Konditionierung) der radioaktiven Abfälle) unserer Anlagen veranschlagen wir Kosten im Schnitt von etwa 1,1 Mrd. Euro pro Anlage. Unsere weit fortgeschrittenen Rückbauprojekte Würgassen und Stade bewegen sich im vorgesehenen Kostenrahmen und bestätigen damit unsere Kostenschätzungen.
Für unsere finanziellen Verpflichtungen für Stilllegung und Rückbau sowie Konditionierung und endlagergerechte Verpackung der Abfälle unserer Kernkraftwerke haben wir zum 31.12.2022 Rückstellungen in Höhe von knapp 7 Mrd. € gebildet. Die Rückbaukosten unserer Kernkraftwerke tragen also wir, die PreussenElektra GmbH bzw. die E.ON SE.
Die Betreiber sind verpflichtet, über Höhe und Entwicklung der Entsorgungsrückstellungen sowie die wesentlichen Annahmen Bericht zu erstatten. In keiner der bisher abgegebenen Berichte gab es Beanstandungen hinsichtlich der Ermittlung der Rückstellungen oder Anhaltspunkte, dass die Betreiber ihren Rückbauverpflichtungen nicht nachkommen können. Siehe auch: Gesonderter Bericht zu Rückbauverpflichtungen (preussenelektra.de)

