Kurz vor Abschaltung des Kernkraftwerks Isar 2: Staatsminister Glauber zu Besuch im Kraftwerk
29. März 2023
Das Kernkraftwerk Isar 2 (KKI 2) wird am 15. April 2023 seinen Betrieb einstellen. Mit Blick auf die bevorstehende Abschaltung besuchte Staatsminister Thorsten Glauber ein weiteres Mal das Kraftwerk im Leistungsbetrieb.
Im anschließenden Pressegespräch sprach Minister Glauber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des KKI seinen Dank aus: „Das Kernkraftwerk Isar 2 steht für Sicherheit auf Spitzenniveau. Mein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort für ihre höchst verantwortungsvolle Arbeit in den zurückliegenden 44 Jahren.“
Dr. Guido Knott, Vorsitzender der Geschäftsführung, betonte: „Wir freuen uns über den Besuch des Ministers als Zeichen der Wertschätzung. Die Kolleginnen und Kollegen hier am Standort haben mit großer Überzeugung und persönlichem Einsatz teils über Jahrzehnte hinweg für einen sicheren und zuverlässigen Betrieb gesorgt. Im letzten Jahr hat die Mannschaft des KKI 2 alles für den Weiterbetrieb des Kraftwerks gegeben und damit erneut bewiesen, dass auf sie Verlass ist, wenn es darauf ankommt. Wir sind stolz auf das, was die Mannschaft hier am Standort geleistet hat. Nun beginnt auch für unseren letzten noch laufenden Kraftwerksblock das Schlusskapitel in der Kraftwerksgeschichte. Sobald wir die erforderliche Genehmigung erhalten, werden wir mit dem Rückbau des KKI 2 beginnen.“
Anlagenleiter Carsten Müller ergänzte: „Am Abend des 15. April werden wir das Kraftwerk herunterfahren und es kurz vor Mitternacht vom Stromnetz trennen. Damit enden 44 Jahre sichere und klimaschonende Stromerzeugung am Standort Ohu. Wir sind unserem Auftrag, Bayern zuverlässig mit Strom zu versorgen, gerne und mit großer Leidenschaft nachgekommen. Diese Aufgabe müssen nun andere übernehmen.“
Das KKI – zwei Kraftpakete an der Isar
Isar 1 setzt von Anfang an Maßstäbe
Im November 1971 erhält die Kraftwerk Union AG als Generalunternehmer offiziell den Auftrag zum Bau eines Kernkraftwerks. Die erste Druckprobe für den Reaktordruckbehälter erfolgt im Mai 1975, und am 3. Dezember 1977 speist das Kraftwerk seine erste Kilowattstunde Strom ins Netz. Am 21. März 1979 erfolgt die offizielle Übergabe an die Eigentümer Bayernwerk AG und Isar-Amperwerke AG. Der kommerzielle Leistungsbetrieb des Kraftwerks beginnt. Der Siedewasserreaktor, Baulinie 69, erbringt eine Nennleistung von 912 Megawatt brutto.
Die junge Kraftwerksanlage setzt von Anfang an Maßstäbe und erhält 1979 als weltweit erstes Kernkraftwerk ein Fernüberwachungssystem. 1983 wird Isar 1 zum ersten Mal Weltmeister in der Arbeitsausnutzung. In den Jahren 2000 und 2001 läuft der Reaktor insgesamt 520 Tage lang im ununterbrochenen Dauerbetrieb. Während seiner knapp 32-jähringen Leistungsbetriebsphase erreicht das KKI 1 eine Verfügbarkeit von durchschnittlich 83 Prozent und erzeugt rund 207 Milliarden Kilowattstunden Strom. Diese Strommenge würde ausreichen, um die Stadt München 29 Jahre lang mit Strom zu versorgen.
Nach dem Reaktorunfall in Fukushima Daiichi wird KKI 1 am 17. März 2011 als eines von sieben Kernkraftwerken in Deutschland abgeschaltet. Die Berechtigung zum Leistungsbetrieb gemäß Atomgesetz erlischt am 6. August 2011. Das für die Atomaufsicht zuständige Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erteilt im Januar 2017 die erste Stilllegungs- und Abbaugenehmigung. Seitdem befindet sich das KKI 1 im Rückbau.
Isar 2 bricht alle Rekorde
Der zweite Kraftwerksblock am Standort, ein Druckwasserreaktor, wird 1984 mit einer Bauzeit von nur gut fünfeinhalb Jahren fertiggestellt. Am 22. Januar 1988 um 15:55 Uhr – speist das KKI 2 erstmals Strom ins öffentliche Netz ein. Im April wird das Kraftwerk den Betreibern Bayernwerk AG, Stadtwerke München GmbH und Isar-Amperwerke AG übergeben. Bis heute sind die Stadtwerke München mit 25 Prozent beteiligt.
Isar 2 hat eine elektrische Leistung von 1.485 Megawatt brutto. Mit einer jährlichen Stromproduktion von etwa zwölf Milliarden Kilowattstunden liefert es allein rund zwölf Prozent des in Bayern verbrauchten Stroms. 3,5 Millionen Haushalte werden zuverlässig und rund um die Uhr mit CO2-armem Strom versorgt. Die gute Regelfähigkeit des KKI 2 trägt dazu bei, die schwankende Einspeisung regenerativer Energien zu kompensieren und so das Netz zu stabilisieren. Während ihrer Betriebszeit erreicht die Anlage zehnmal den Titel „Jahresweltmeister in der Brutto-Stromproduktion“.
Seit seiner Inbetriebnahme bis zum November 2022 produziert das KKI 2 insgesamt 400 Milliarden Kilowattstunden Strom. Rechnerisch könnte man mit dieser Strommenge die Stadt München für etwa 57 Jahre versorgen. Damit ist das KKI 2 weltweit erst der zweite Kernkraftwerksblock, der diesen Rekord erreicht. Vor dem KKI 2 gelingt dies im Frühjahr 2021 nur der ebenfalls von PreussenElektra betriebenen Anlage Grohnde in Niedersachsen.
In den rund 35 Jahren seines Betriebs erspart das KKI 2 der Umwelt 400 Millionen Tonnen CO2, die bei einer Verstromung durch Kohle- und Gaskraftwerke stattdessen entstanden wären.
