Faktencheck Grohnde
Ist Grohnde ein Störfallspitzenreiter?
Fakt: Im Kernkraftwerk Grohnde (KWG) gab es noch nie einen Störfall.
- Erläuterung:
- Seit Einführung der INES-Skala im Jahr 1991 hat das KWG 158 Ereignisse der Stufe „0“ und zwei Ereignisse der Stufe „1“ gemeldet und damit eine Störung. Einen Störfall (INES Stufe 2) gab es im KWG noch nie.
- Ausnahmslos alle Befunde in 2016 sind von keiner oder sehr geringer sicherheitstechnischer Bedeutung. Das zeigt die Einstufung der Ereignisse auf der Stufe 0, noch unterhalb der siebenstufigen internationalen INES-Skala.
- Es gibt weder eine Häufung noch einen negativen Trend bei der Anzahl der Meldepflichtigen Ereignisse im Kernkraftwerk Grohnde. KWG hat im Schnitt 3,6 Meldepflichtige Ereignisse in den letzten fünf Jahren gemeldet, der Durchschnitt bei deutschen Anlagen im gleichen Zeitraum liegt bei 6,5.
- Im Vergleich zu allen Kernkraftwerken in und außer Betrieb liegt das KWG im Mittelfeld.
- Weiterführende Informationen:
- Nach einem Ereignis in einem Kernkraftwerk oder allgemein mit radioaktiven Stoffen soll die Öffentlichkeit möglichst schnell und zuverlässig über die sicherheitstechnische Bedeutung und das Ausmaß möglicher Auswirkungen des Ereignisses informiert werden.
- Um dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit gerecht werden zu können, hat eine Gruppe von Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und der Kernenergieagentur der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD/NEA) 1990 die Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (International Nuclear and Radiological Event Scale) – kurz: INES – entwickelt.
- Die „INES-Skala“ besteht aus verschiedenen Stufen, die zur Einordnung eines konkreten Ereignisses genutzt werden. Diese Stufen reichen von Stufe 1 – der sogenannten „Störung“ (engl.: „anomaly“) – bis hin zu Stufe 7, die für einen „Katastrophalen Unfall“ („major accident“) steht. In Deutschland wird folgendermaßen bezeichnet: Störung (INES-Wert von 1), Störfall (INES-Wert von 2 bis 3), Unfall (INES-Wert von 4 bis 7)
- In Deutschland werden darüber hinaus Ereignisse unterhalb der siebenstufigen INES-Skala, auf einer inoffiziellen „Stufe 0“ („deviation“) gemeldet: Dies sind Ereignisse ohne oder mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung.
https://www.grs.de/reaktorsicherheit/ines
Fakt: Meldepflichtige Ereignisse sind kein Indiz für mangelnde Sicherheit.
- Erläuterung:
- Das bloße Zählen Meldepflichtiger Ereignisse als Indikator für eine vermeintlich schlechte Sicherheit ist als eine Fehlinterpretation des Meldeverfahrens zu werten
- Das Verfahren hilft Abweichungen aufzudecken, um möglichen Fehlfunktionen vorzubeugen
- Von einer hohen Zahl von meldepflichtigen Ereignissen kann nicht auf einen schlechten Sicherheitszustand geschlossen werden
- Die aus den Meldungen resultierenden Untersuchungen und die ggf. anschließenden Instandsetzungen machen die Anlage sicherer
- Meldungen sind daher ein Indiz für eine hohe Sicherheitskultur
- Durch ausgeprägte Übertragbarkeitsprüfungen profitieren auch die anderen Standorte, um eine erhöhte Sicherheit zu gewährleisten
- Dieser Lernprozess ist ein fester Bestandteil unserer Fehlerkultur
- Zitat aus einer Pressemitteilung vom baden-württembergischen Umweltminister Untersteller vom 18.04.2016: „… Die Meldepflicht sei vor allem deshalb wichtig, erläuterte Untersteller, weil eine förmliche Meldung auch die Bundesaufsicht erreiche und einen bundesweiten Informationsaustausch in Gang setze. Relevante Ereignisse würden aufgegriffen und die anderen Aufsichtsbehörden informiert. ‚Nur in einem solchen Prozess lässt sich sicherstellen, dass alle Beteiligten aus Fehlern lernen. Lernen und vermeiden, dass Fehler wiederholt werden, ist ein wesentlicher Bestandteil einer effektiven Anlagenaufsicht‘, sagte der baden-württembergische Umweltminister. …“
- Weiterführende Informationen:
- Seit rund 45 Jahren werden in Deutschland Kernkraftwerke sicher und zuverlässig betrieben. Der Eindruck tausender Störfälle entsteht, weil nur in Deutschland freiwillig auch Ereignisse unterhalb der siebenstufigen INES-Skala gemeldet werden, die von 1 (Störung) bis 7 (Katastrophaler Unfall) reicht. Sie dient vor allem der Anzeige einer Gefährdung der Bevölkerung. In Deutschland werden also auch sogenannte 0-Ereignisse gemeldet, die gar keine Sicherheitsrelevanz haben und in anderen Kraftwerkstypen auch auftreten können.
- Dieser kontinuierliche Lernprozess ist ein fester Bestandteil der Sicherheitskultur in deutschen Kernkraftwerken.
- ·Nicht die Anzahl der Ereignisse ist maßgeblich, sondern deren sicherheitstechnische Bedeutung für die Anlage und damit die Einstufung des Ereignisses auf der internationalen Skala ist ausschlaggebend. Somit lassen sich Mängel frühzeitig erkennen, Auftreten ähnlicher Fehler vorbeugen und andere Anlagen sich auf ähnliche Fehler untersuchen
- Meldepflichtige Ereignisse sind dazu da, aus den gewonnenen Erkenntnissen zu lernen und diese mit der Branche zu teilen. Die Anzahl als Indiz für die Sicherheit der Anlage heranzuziehen ist daher irreführend und kontraproduktiv.
- In keiner anderen Branche, die ebenfalls mit gefährlichen Stoffen arbeitet, gilt ein vergleichbar strenges Meldewesen
http://www.bfe.bund.de/DE/kt/ereignisse/ereignisse_node.html
Fakt: Das Kernkraftwerk Grohnde ist Erzeugungs- und kein Störfall-Spitzenreiter.
- Erläuterung:
· Ein Kernkraftwerk (KKW), welches mehrfach unter den zehn erzeugungsstärksten KKWs weltweit zählt und achtmal Produktionsweltmeister ist (darunter zwei Weltrekorde), kann keine hohen Sicherheitsdefizite aufweisen, da es dann nicht produzieren könnte
· Von 1985 bis 2015 lag eine durchschnittliche Verfügbarkeit von 91,4 % vor, die weit über dem Weltdurchschnitt liegt
· Von 2013 bis 2015 lag weltweit eine durchschnittliche Verfügbarkeit von 74,6 % vor
- Weiterführende Informationen:
· Ein Kernkraftwerk, das wie Grohnde mehrfach unter den zehn erzeugungsstärksten KKWs weltweit rangierte und acht Mal Produktionsweltmeister war (darunter zwei Weltrekorde), kann keine Sicherheitsdefizite aufweisen. Solche Produktionsergebnisse erzielt nur, wer keine störungsbedingten Stillstände hat und nahezu rund um die Uhr am Netz ist.
· 1997 war das KKW das ganze Jahr über am Netz (8.760 h), entspricht einer 100 % Verfügbarkeit
· Lediglich drei KKWs von den Kernkraftwerken, die im Betrieb sind, weisen eine höhere Verfügbarkeit auf.
· Von den 36 Kernkraftwerken liegt KWG auf Platz 6 mit der höchsten Verfügbarkeit
· Darüber hinaus ist der Betrieb unserer Kernkraftwerke an eine behördliche Genehmigung geknüpft und unterliegt der ständigen Aufsicht. Sollte eine Genehmigungsvoraussetzung nach Einschätzung der zuständigen Aufsichtsbehörde nicht gegeben sein, so könnte deren Widerruf angedroht werden. Eine solche Genehmigungsvoraussetzung ist unter anderem, dass die nach dem Stand von Wissenschaft und Technik erforderliche Vorsorge gegen Schäden getroffen ist.