BMU-Faktencheck vom 29.10.2018 im PEL-Faktencheck
Zitat: „Spätestens am 31.12.2022 werden die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Dieses Enddatum wurde als Teil des im breiten Konsens beschlossenen schrittweisen Atomausstiegs nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima im Jahr 2011 im Atomgesetz festgelegt. Damit wird in Deutschland die Stromproduktion aus Atomkraftwerken Geschichte sein. Gängige Behauptungen im Faktencheck.“
Quelle: Homepage Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit vom 29.10.2018
Fakt:
Kernenergie ist eine CO2-freie Stromerzeugung. Wenn man sich Energieträger über den gesamten Lebenszyklus anschaut, dann sollte man das zur Vergleichbarkeit mit allen Energieträgern tun und den Verbrauch von Wertstoffen mit einbeziehen.
- Erläuterung
- Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet entstehen folgende Emissionen an CO2-Äquivalenten pro erzeugter kWh bei den unterschiedlichen Energieträgern: Photovoltaik: 78-217 g, Wind 10-38 g, Wasser 4-36 g, Kernenergie 5-33 g (vgl.: PSI 2004/2007, ILK 2004, IER 1997/2000, EU 2007, Öko-Institut 2006).
- „(…) Mit größerer Sicherheit lässt sich jedoch eine (relative) Rangfolge der „klimafreundlichsten“ Energieformen angeben. Diese weist einen Rest an Unsicherheit nur in der „Spitzengruppe“ auf, wo nicht immer einfach zu entscheiden ist, welche von zwei CO2-armen Energiearten tatsächlich die CO2-ärmere ist. Zu dieser Spitzengruppe zählen diverse Formen der erneuerbaren Energien, aber auch die Kernkraft. Ihre Rangfolge hängt von den Details der Herstellungsprozesse der Kraftwerksmaterialien bzw. Brennstoffe und der Betriebsart ab.“ (CO2-Bilanzen verschiedener Energieträger im Vergleich, Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages, 2007).
- Das International Panel for Climate Change (IPCC) weist in seinem aktuellen Sonderbericht zum weltweiten 1,5-Grad-Ziel der Kernenergie eine wichtige Rolle beim Klimaschutz zu.
- Kernenergie ist im Gegensatz zu Erneuerbaren Energien jederzeit abrufbar und erfüllt damit gerade im Rahmen der Energiewende eine andere und zwar ergänzende Rolle, die die Erneuerbaren Energien aufgrund mangelnder Speichermöglichkeiten heute noch gar nicht einnehmen können und daher konventionelle Kraftwerke zur Ergänzung bis auf Weiteres benötigen werden – wenn nicht Kernenergie, sind es meist fossile Energieträger, die diese Rolle übernehmen müssen.
- Weiterführende Informationen
https://www.bundestag.de/blob/406432/c4cbd6c8c74ec40df8d9cda8fe2f7dbb/wd-8-056-07-pdf-data.pdf
https://en.wikipedia.org/wiki/Life-cycle_greenhouse-gas_emissions_of_energy_sources
Fakt:
Die Kernenergie regelt als Partner der Erneuerbaren Energien deren fluktuierende Einspeisung aus und garantiert so ein stabiles Netz und die Versorgungssicherheit Deutschlands, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint.
- Erläuterung
- Die Erneuerbaren Energien haben einen Einspeisevorrang im Netz, wie auch gesetzlich festgelegte Ausbaupfade.
- Die flexibel abrufbare Kernenergie wird zunächst hauptsächlich durch fossile Stromerzeugung und Stromimporte ersetzt werden müssen, bis ausreichende Speichermöglichkeiten für die Erneuerbaren Energien geschaffen sind.
- Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der deutschen Stromerzeugung steigt kontinuierlich, während der Anteil der Kernenergie entsprechend des politisch gewollten Ausstiegspfades ebenso kontinuierlich und geplant sinkt.
- Bis zum endgültigen Ausstieg sichert die Kernenergie durch ihre Regelfähigkeit die Versorgungssicherheit in Deutschland.
- Weiterführende Informationen
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/energiewende/einspeisevorrang-614658
https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Redaktion/DE/Standardartikel/gesetze.html
Laut Bericht der Bundesnetzagentur vom April 2018 beträgt die maximale Kraftwerkskapazität in Deutschland 91 522 MW. Ohne den Beitrag der deutschen Kernkraftwerke beträgt die Kapazität noch 82 GW bei einer Jahreshöchstlast von 80,4 GW 2016. Hierbei wären zusätzlich Netzeinschränkungen zu erwarten.
- Erläuterung·
- Unter den Kriterien Versorgungssicherheit, Ressourcen- und Klimaschonung sowie Kosten ist es entscheidend, dass der Strom bedarfs- und zeitgerecht erzeugt wird. Erfolgt dies nicht, führt dies, volkwirtschaftlich betrachtet, in der Regel zu einer wertmäßig negativen Import-/Export-Bilanz. Stromüberschüsse werden in Zeiten geringer Nachfrage zu niedrigen Erlösen exportiert. Bedarfsgerechter, weil in der Erzeugung planbarer, Strom oder Reserveleistung wird zu hohen Preisen importiert.
- 2017 waren deutlich mehr Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und der Zuverlässigkeit des Stromversorgungssystems erforderlich als 2016.
- Gemäß einer Analyse des BDEW aus dem August 2018 und dem gemeinsamen Appell von zehn Verbänden der europäischen Energiewirtschaft vom Oktober 2018 stößt die niedrigere gesicherte Leistung in Deutschland auf eine ähnliche Situation in den Nachbarländern, so dass die abrufbare Leistung in Deutschland sinkt und mit höherer Wahrscheinlichkeit auf Importe aus dem Ausland angewiesen ist, aber gleichzeitig auch dort weniger Absicherung zur Verfügung steht. So sind die besonderen Wetterlagen 2012 (sehr kalte Temperaturen über längere Zeit) und 2018 (sehr heißer und trockener Sommer) jeweils Großwetterlagen weit über die deutschen Grenzen hinaus gewesen.
- Weiterführende Informationen
https://www.energy-charts.de/power_de.htm
Die deutsche Gesetzeslage sieht eine Endlagerung der radioaktiven Abfälle in tiefen geologischen Formationen vor und bezieht sich nicht auf Recycling.
- Erläuterung·
- Mit dem Standortauswahlgesetz und durch die darauf aufbauende Arbeit der Endlagerkommission wurde für die Endlagersuche in Deutschland ein breiter politischer und gesellschaftlicher Konsens und damit eine Grundlage für die Umsetzung durch die Politik geschaffen.
- Mit einer Fertigstellung des Endlagers für hochradioaktive Abfälle ist etwa ab der Hälfte dieses Jahrhunderts zu rechnen. Die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle ist technisch gelöst.
- Der Bau eines solchen Endlagers etwa in Finnland unter ungünstigeren geologischen Voraussetzungen als in Deutschland zeigt zudem, dass der für die Endlagerung gesetzlich zuständigen Politik die entscheidende Rolle bei der zeitnahen Realisierung zukommt.
- Mit der Bundesgesellschaft für Endlagerung ist eine bundeseigene Einrichtung für den Endlagersuchprozess sowie die Errichtung zuständig, so dass die Lösung in der Hand der Politik liegt.
- Weiterführende Informationen
https://www.gesetze-im-internet.de/standag_2017/BJNR107410017.html
https://www.bfe.bund.de/DE/soa/unterlagen-standag/unterlagen-standag_node.html