Faktencheck Energiewende kein Kostentreiber?
Zitat: „So müssen die Verbraucher auch noch einen überdimensionierten Netzausbau für überflüssige Atomkraftwerke (…) zahlen.“ „(…) verursacht (…) die Atomenergie gigantische Kosten für Rückbau der Kraftwerke und Lagerung des Atommülls. Dieser Kosten-Tsunami wird heimlich von den Stromkunden bezahlt und der Energiewende untergeschoben.“
Quelle: Passauer Neue Presse; Ausgabe vom 02.04.2017 ; Norddeutsche Neueste Nachrichten; Ausgabe vom 19.04.2017
Zitat Kemfert: „So müssen die Verbraucher auch noch einen überdimensionierten Netzausbau für überflüssige Atomkraftwerke (…) zahlen.“
Fakt: Alle (!) Netzausbaumaßnahmen in Deutschland werden aus dem Bedarf des Energiesystems nach der Abschaltung des letzten Kernkraftwerks errechnet.
Im Gegenteil: die Abschaltung von Kernkraftwerken löst die Ausbaumaßnahmen aus.
- Erläuterung
- Seit 2011 wird der deutsche Netzentwicklungsplan auf Grundlage des Kernenergieausstiegs erarbeitet. Die abgeleiteten Maßnahmen dienen der Vorbereitung auf die Belastungen, die durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Abschaltung der Kernkraftwerke in Deutschland entstehen.
- Große Netzausbaumaßnahmen enden an bisherigen Kernkraftwerks-Standorten, so z.B. in Philippsburg, Grafenrheinfeld und Isar, weil dort der Strom benötigt wird.
- Es kommt sogar noch erschwerend hinzu, dass die letzten Kernkraftwerke 2022 vom Netz gehen, die ersten signifikanten Ausbauten aber nicht vor 2025 fertig sein werden.
- Die Kernkraftwerke senken ihre Leistung bereits deutlich ab, wenn es ein Strom-Überangebot gibt. Dies passiert gelegentlich sehr schnell – damit können die Kernkraftwerke auch helfen, starke Änderungen im Netz auszugleichen (Photovoltaik-Strom bei Sonnenuntergang, Windenergiespitzen vor und nach Orkantiefs etc.) Diese Flexibilität ist deutlich günstiger als alternative Maßnahmen und entlastet somit die Netzkunden.
Wir stellen den Netzbetreibern sogenannte „Systemdienstleistungen“ an mittlerweile den meisten Tagen des Jahres zur Verfügung – das sind technische Reaktionsmöglichkeiten unserer Kernkraftwerke, die von den Netzbetreibern zur Stabilisierung des Netzes gebraucht und nachgefragt werden. - Die Maßnahmen der Netzbetreiber, die aufgrund des Kernenergieausstiegs nötig werden, beziehen auch Neubau von Erzeugungsleistung als zusätzliche Reserve ein.
- Auch in Norddeutschland fordern die Netzbetreiber regelmäßig konventionelle Kraftwerke zur Netzstützung an. Allein im April 2017 gab es 37 Anforderungen der ÜNB an konventionelle Kraftwerke in Niedersachsen, die Wirkleistungseinspeisung zu erhöhen, darunter 5 Anweisungen an das Kernkraftwerk Emsland.
- In Summe entlasten die noch betriebenen Kernkraftwerke die Netze in Deutschland um ein Vielfaches mehr, als sie in Einzelsituationen verursachen.
- Weiterführende Informationen
· .https://www.netztransparenz.de/EnWG/Redispatch und Auszug „positiver Redispatch NS 04-17.xlsx
Quelle: https://www.netzentwicklungsplan.de/de/netzentwicklungsplaene/netzentwicklungsplan-2022
Zitat: „(…) verursacht (…) die Atomenergie gigantische Kosten für Rückbau der Kraftwerke (…).“
Fakt:
Die Kosten für den Rückbau der Kraftwerke sind erprobt, sauber kalkuliert und werden von den Kernkraftwerksbetreibern ausschließlich selbst getragen.
- Erläuterung
- Die Rückbaukosten betragen ca. 1 Mrd. € pro Anlage. In die Ermittlung sind die Erfahrungen aus bereits fertiggestellten Rückbauprojekten eingeflossen.
- Per Gesetz sind die Kernkraftwerksbetreiber verpflichtet, Rückstellungen während der Laufzeit der Kernkraftwerke zu bilden, die hoch genug sind, um den kompletten Rückbau der Kernkraftwerke tragen zu können. Angemessenheit und Höhe wurden stets durch externe Prüfer testiert. Der von der Bundesregierung veranlasste und von unabhängigen Fachleuten durchgeführte „Stresstest“ hat dies ebenfalls belegt.
- Es ist nicht ersichtlich, warum dies gigantische Kosten sein sollen. Das Kernkraftwerk Unterweser hat bis 2011 305 Mrd. kWh Strom erzeugt – so viel wie bis dahin keine andere Einzelblockanlage auf der Welt. (Quelle: https://www.preussenelektra.de/pe-internet/Kraftwerk-Unterweser-268.htm). Die Rückbaukosten belaufen sich dementsprechend auf 0,35 ct/kWh. Im Vergleich: Die EEG-Umlage beläuft sich aktuell auf 6,88 ct/kWh bzw. etwa alle 15 Tage auf 1 Mrd. €, und der Netzausbau erfordert zusätzlich 18 Mrd. € für den Netzausbau an Land und ca. 15 Mrd. € für den Offshore-Ausbau. (Quelle: https://www.netzausbau.de/SharedDocs/FAQs/DE/Allgemeines/05_Kosten.html) In diesen Kosten sind noch nicht die zusätzlichen Kosten für die Erdverkabelung enthalten, die allein TenneT (einer von 4 Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland) in ihrem Gebiet auf ca. 10 Mrd. € schätzt. (Quelle: http://www.br.de/nachrichten/tennet-gleichstromleitung-kosten-100.html) Im Unterschied zu anderen Projekten (BER, Stuttgart 21, …) haben wir den Rückbau zu den genannten Kosten bereits erfolgreich realisiert.
- Weiterführende Informationen
- http://bmwi.pro.contentstream.de/18004initag/ondemand/3706initag/bmwi/pdf/stresstestkernenergie.pdf
- http://www.spiegel.de/forum/wirtschaft/mckinsey-gutachten-kosten-fuer-stuttgart-21-steigen-auf-68-milliarden-euro-thread-77830-1.html
- http://www.zeit.de/2013/31/stuttgart-21-gutachten
- http://www.rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/flughafen-berlin-ber-wird-voraussichtlich-acht-milliarden-euro-kosten-aid-1.4145075
- http://www.morgenpost.de/flughafen-berlin-brandenburg/article124365097/Hauptstadtflughafen-BER-kostet-pro-Monat-17-Millionen-Euro.html
Zitat: „(…) verursacht (…) die Atomenergie gigantische Kosten für (…) Lagerung des Atommülls.“
Fakt: Die Kosten für die Lagerung des Atommülls werden von den Kernkraftwerksbetreibern selbst getragen.
- Erläuterung
- Auch für die Zwischen- und Endlagerung sind Rückstellungen gebildet worden.
- Deren Angemessenheit wurde durch den Stresstest der Bundesregierung belegt.
- Die gesamte Summe wird ausschließlich von den Kernkraftwerksbetreibern und -eigentümern an den staatlichen Fonds gezahlt.
- Diese Summe wird zusätzlich um einen nochmaligen 35%igen Risikozuschlag erhöht, der von den Betreibern aufzubringen ist.
- Vorgehen und Beträge wurden von der Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KFK) entwickelt, die ein sehr breites gesellschaftliches und politisches Feld abdeckt und u.a. vom erklärten Kernenergiegegner Jürgen Trittin geleitet wurde.
- Weiterführende Informationen
- http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/B/bericht-der-expertenkommission-kernenergie.html
- http://www.kernenergie.de/kernenergie/service/fachzeitschrift-atw/hefte-themen/2016/jul/05_Kommission-zur-Ueberpruefung-der-Finanzierung-des-Kernenergieausstiegs-KFK-Ergebnisse-Bewertung-Umsetzung.php
- https://www.bmwi-energiewende.de/EWD/Redaktion/Newsletter/2015/18/Meldung/stressfrei-aussteigen.html;jsessionid=4B1E7AFD09FDA10A5B1873C7D17FFC1F
Zitat: „Dieser Kosten-Tsunami wird heimlich von den Stromkunden bezahlt und der Energiewende untergeschoben.“
Fakt: Die Kosten werden von den Kernkraftwerksbetreibern selbst getragen und werden nicht auf den Stromkunden übertragen.
- Erläuterung
- Der Verbraucher-Strompreis setzt sich aus 55,1 % (für staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und Umlagen), 25,6 % (für die Nutzung der Stromnetze, die der Netzbetreiber bekommt und die ebenfalls staatlich reguliert sind) und 19,3 % (für Stromerzeugung und Vertrieb, die der Stromanbieter erhält) zusammen.
- Der größte Teil im Bereich „Steuern und Abgaben“ ist mit 23,6 % die EEG-Umlage.
- Es gibt in der Stromrechnung keine einzige Position, aus der der Rückbau von abgeschalteten Kernkraftwerken oder die Lagerung von Atommüll noch finanziert werden muss.